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Dokumente aus Kuba

Dokumente, Regierungserklärungen, Reden und Reflektionen, Erklärungen des kubanischen Außenministeriums, Veröffentlichungen der Nationalversammlung, Berichte der kubanischen Regierung sowie Beiträge Kubas vor den Vereinten Nationen.



Díaz-Canel: Die kapitalistischen Produktions- und Konsummuster sind unhaltbar

Rede des Präsidenten der Republik Kuba, Miguel Díaz-Canel, in der Generaldebatte der 76. Sitzungsperiode der Generalversammlung der Vereinten Nationen.

Díaz-Canel auf dem UN-Gipfel für Ernährungssysteme
Herr Generalsekretär,

Herr Präsident,

ich spreche im Namen eines Volkes, das man seit mehr als sechs Jahrzehnten versucht auszuhungern, damit es sich ergibt.

Im April 1960 schrieb ein obskurer Beamter des US-Außenministeriums namens Lester Mallory in einem berüchtigten und lange geheim gehaltenen Memorandum die Begründung für die Blockadepolitik gegenüber Kuba, die darauf abzielt, "...Hunger, Verzweiflung und den Sturz der Regierung zu provozieren".

Einundsechzig Jahre sind inzwischen vergangen, und diese Blockade, die verhängt wurde, um Hunger und Verzweiflung zu provozieren, besteht nicht nur fort, sondern wurde in Zeiten von Pandemien auf opportunistische Weise verschärft.

Die Verluste, die dem Land allein im Zeitraum von April 2019 bis Dezember 2020 entstanden sind, belaufen sich auf insgesamt 9.157,2 Millionen Dollar, was den Charakter des Völkermords einer Politik widerspiegelt, die erklärtermaßen eine Kapitulation durch Hunger erzwingen will.

Trotz der Hindernisse garantiert die kubanische Regierung mit außerordentlichen Anstrengungen, wenn auch mit Engpässen und Schwierigkeiten, das allgemeine Recht auf Nahrung durch den standardisierten Grundnahrungsmittelkorb für Familien, den alle Kubaner erhalten und der 19 Grundnahrungsmittel zu erschwinglichen Preisen enthält.

Darüber hinaus werden Fortschritte bei der Umsetzung des Nationalen Plans für Ernährungssouveränität und Ernährungserziehung erzielt, der sich auf die Verringerung der Importabhängigkeit, die Stärkung der Produktionskapazitäten, den Einsatz von Wissenschaft, Technologie und Innovation sowie die Entwicklung effizienter und nachhaltiger Lebensmittelsysteme auf lokaler Ebene konzentriert.

Kuba ist dankbar für den Beitrag, den es in diesem Prozess von den Sonderorganisationen der Vereinten Nationen erhalten hat, aber es ist sich auch bewusst, dass die heute in der Welt herrschenden Bedingungen erhebliche Auswirkungen auf die Ernährung von Millionen von Menschen haben.

Die Ursache ist strukturell bedingt. Das Fortbestehen einer ungerechten internationalen Ordnung, die jahrzehntelange imperialistische Vorherrschaft, die Anwendung eines brutalen Neoliberalismus, der Protektionismus und die wirtschaftliche Abhängigkeit, die aus dem jahrhundertelangen Kolonialismus und Neokolonialismus resultieren, sind die Hauptursachen für die Unterentwicklung, die die extreme Armut und damit den Hunger und die Ausgrenzung der großen Mehrheit begünstigen.

Dieses Szenario wird für die Entwicklungsländer, die mit einer Auslandsschuld belastet sind, die sie bereits tausendfach bezahlt haben, noch komplexer .

Einige leiden, nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) litten im Jahr 2020 zwischen 720 und 811 Millionen Menschen an Hunger.

Mehr als 2,3 Milliarden Menschen, d. h. 30 % der Weltbevölkerung, hatten keinen Zugang zu angemessenen Nahrungsmitteln, und es herrschte weiterhin Unterernährung in all ihren Formen, was die Verwirklichung des Ziels Nr. 2 für nachhaltige Entwicklung - Null Hunger bis 2030 - gefährdet.

Die einzige Lösung für dieses schmerzhafte menschliche Drama besteht darin, die irrationalen und nicht nachhaltigen Produktions- und Konsummuster des Kapitalismus, die die Umwelt und die biologische Vielfalt zerstören, dringend, radikal und nachhaltig zu verändern, das Problem der Auslandsverschuldung zu lösen und den Entwicklungsländern eine besondere und differenzierte Behandlung im Handelsverkehr zu gewähren.

Die Industrienationen müssen und können ihre historische Verantwortung wahrnehmen und sich dringend mit den schädlichen Auswirkungen des Klimawandels befassen, die sich auch auf die Verfügbarkeit, den Zugang, die Qualität und die Stabilität von Nahrungsmitteln auswirken.

Zunächst würde es genügen, wenn sie ihre Verpflichtungen zur Entwicklungsfinanzierung und zur internationalen Zusammenarbeit erfüllen würden.

Es ist unmöglich, die Warnung zu vergessen, die der historische Führer der kubanischen Revolution, Fidel Castro Ruz, vor 25 Jahren auf dem Ernährungsgipfel in Rom aussprach, und ich zitiere:

"Die Glocken, die heute für diejenigen läuten, die jeden Tag an Hunger sterben, werden morgen für die gesamte Menschheit läuten, wenn sie nicht will, nicht kann oder nicht klug genug ist, sich selbst zu retten".

Im Namen meines Volkes, das von einer fremden Regierung, die nicht in der Lage war, es zu unterwerfen, auf abscheuliche Weise bestraft wird, wiederhole ich diese Warnung mit dem Ernst und der Dringlichkeit, die die vergangenen 25 Jahre auferlegt haben.

Vielen Dank.


23.09.2021, Díaz-Canel auf dem UN-Gipfel für Ernährungssysteme